Aus unterschiedlichen Gründen war die Landwirtschaft im Süden wenig produktiv. [...] Dem Einbruch des technisch überlegenen Westens in Ostasien, der die alte Ordnung dort überall hinwegspülen sollte, hielt das „Einsiedlerreich“ am längsten stand. Südeuropa (wozu im italienischen Fall nur der Süden des Stiefels gerechnet werden kann) blieb dahinter weit zurück. Diese Einstellung war keineswegs allgemein verbreitet; man sollte sie nicht zu einem „kollektiven Traum vom Krieg“ hochstilisieren. Mit der Verwandlung des Königreichs Marokko in ein französisches Protektorat wurde diese Aufteilung Afrikas 1912 faktisch abgeschlossen. Die Gründerjahre des Kaiserreichs waren begleitet von einer neuen Welle des Antisemitismus. Der Verfall der Kautschuk-Preise seit 1907, der mit der Finanzkrise in den USA und der wachsenden Konkurrenz südostasiatischen Plantagenkautschuks in Zusammenhang stand, zwang die Afrika-Gesellschaften ebenfalls zur Umstellung. Die technische und industrielle Entwicklung setzte einen Rüstungswettlauf in Gang. Erst recht pragmatisch eingestellt war die britische Arbeiterbewegung, die keine Utopien verfolgte, sondern konkrete Verbesserungen der materiellen Situation der arbeitenden Bevölkerung im Auge hatte. Deutschland, so hieß es, müsse sich einen „Platz an der Sonne“ ertrotzen und erkämpfen. Auch war es die einzige Großstadt im Habsburgerreich mit einem zahlenmäßig umfangreichen, an Kultur interessierten Bürgertum, in dem jüdische Familien eine ungewöhnlich große Rolle spielten. Dem Deutschen Reich blieben als Verbündete allein die beiden militärisch schwächsten unter den europäischen Großmächten: die Habsburgermonarchie und Italien; wegen des alten Gegensatzes zwischen Österreich und Italien war dies jedoch eine wenig tragfähige Partnerschaft. Nun zogen sie an dem Pionier Großbritannien vorbei. Durch stabile Preisabsprachen in Gestalt von „Kartellen“ wurde auf manchen Märkten das „freie Spiel der Kräfte“ außer Kraft gesetzt. Erst nach dem Krieg wurde die Motorenindustrie zu einer zentralen Triebkraft der Industrialisierung. Italien sah die Voraussetzungen des 1882 geschlossenen Dreibundes als Defensivbündnis nicht gegeben und . [...] Dem Staat sparte das Modell Kosten an Erschließung und Verwaltung, für die Gesellschaften bot sich die Möglichkeit zu Geldanlage und Spekulation. Klasse - 7. Führen sie fort, „die Kapitalskraft wie die Macht der Presse zum Ruin der Nation zu verwenden“, so sei „eine Katastrophe zuletzt unausbleiblich“. Um 1860 lag das Volkseinkommen im russischen Teil des Imperiums bei etwa einem Viertel des britischen. Aufl., Opladen: Leske+Budrich 1996, S. 362, mit freundlicher Genehmigung der Springer Science and Business Media, Deutschland in Weltpolitik und Weltwirtschaft Dass 1871 mitten in Europa ein militärisch und wirtschaftlich starker, ein seinen kontinentalen Nachbarn überlegener großer Einheitsstaat entstand, bedeutete eine geopolitische Revolution. Auf Postkarten, in Karikaturen und Versen wurden ihnen bestimmte als „typisch jüdisch“ geltende Merkmale, etwa die Hakennase, zugeschrieben. Überall hatten sich Europäer bereits vor 1870, oft lange Zeit davor, festgesetzt. Die USA waren ein Industrialisierer der zweiten Generation gewesen. Jahrhunderts lebten in Europa 90 Millionen Protestanten neben 173 Millionen Katholiken. Der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigen lag bei 60 Prozent und mehr, während er in den entwickelten Ökonomien des Nordens inzwischen auf weniger als 30 Prozent gesunken war, in Großbritannien sogar auf unter 10 Prozent. Im Zuge der Niederschlagung des Boxeraufstandes von 1900/01 besetzte Russland große Teile der mandschurischen Provinzen. Das Osmanische Reich befand sich seit etwa 1700 auf dem territorialen Rückzug. Das Deutsche Reich, groß und stark durch die mit Blut errungene Einheit, steht da als die führende Macht auf dem Kontinent von Europa: seine Söhne in der Fremde müssen sich überall Nationen einfügen, welche der unsrigen entweder gleichgültig oder geradezu feindlich gegenüberstehen. 1907 setzten ihn die „Protektoren“ ab und seinem mental beschränkten Sohn Sunjong die Krone auf. Es fand Unterstützung durch einen öffentlichen Militarismus, der, obwohl unterschiedlich stark ausgeprägt, in keinem der europäischen Länder fehlte. Viele dieser Männer kommen aus einfachen Verhältnissen oder sind Einwanderer. Ein unter allen Umständen sicherer Absatzmarkt fehlt unserer Industrie, weil eigene Kolonien unserem Volke fehlen. Mit Ausnahme Algeriens und Südafrikas wurde Afrika nie zum Ziel einer nennenswerten europäischen Auswanderung. Diese Tradition Haydns und Mozarts, Beethovens und Schuberts wurde nicht einfach nur gepflegt. Das Amt des Reichskanzlers war auf Bismarcks Politikverständnis zugeschnitten. Doch Religion wurde seltener zum Anlass für blutige Kämpfe. Die statistisch erfassbaren Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf der Bevölkerung waren in Deutschland, der Schweiz, Frankreich und den skandinavischen Ländern am höchsten. Die erzwungene Umstellung auf Sammelwirtschaft erschütterte die Sozialstruktur bäuerlicher Dorfgemeinschaften. Wenn morgen Deutschland ausgelöscht würde, gäbe es übermorgen keinen Engländer in der Welt, der nicht um so reicher geworden wäre. Das schnelle Anwachsen der Zahl der weiblichen wie männlichen Angestellten ist ein Indiz für die Ausdehnung der verwaltenden Staatstätigkeit. 04.12.2021, 14:07. Besonders die Jahre 1890 bis 1914 sind wichtig für die Damenmode der Belle Époque, da in regelmäßigen Abständen ein neuer Kleidungsstil folgt. [...] Klaus Kreimeier, Traum und Exzess. Weltkrieg - Zusammenfassung Dreikaiserbündnis: Wann: 1872 Wer: Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Russland Warum: im Falle einer französischen Revanchenpolitik Wann erneuert: 1881 Warum: Neutralitätsabkommen - falls sich ein Vertragspartner mit einer vierten Großmacht im Krieg befindet Zweibund: Wann: 1879 Seine herrschaftskritische Spitze hatte er weitgehend verloren. [...] In anderen Gebieten erhielten die Gesellschaften freie Hand lediglich in einem Teil der Kolonie, die Hoheit verblieb bei der staatlichen Kolonialverwaltung. Von beiden profitieren vor allem die USA, die zur größten Wirtschaftsmacht aufsteigen. Die nach Korea einströmenden neuen Moden und Ideen spalteten seine Führungsschicht. Seit 1817 war das Mächtegleichgewicht in Europa durch dessen Neuordnung nach den Napoleonischen Kriegen gestört. Die intensivsten Handels- und Finanzkontakte bestanden dabei mit anderen europäischen Ländern sowie den USA, hatten also keine imperialistische Bedeutung. Mächtekonflikte und Rüstungswettlauf Der Krieg, der mit der Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers am 28. Die Wilhelminische Ära 1890-1914 Am 20. Einige ihrer Kommandanten und hohe Beamte nahmen sich das Leben. Dies war eine Weiterentwicklung des Marxismus, die in der westeuropäischen Linken nur geringe Resonanz fand. Wandel der Mode zwischen 1890 und 1914 - Referat Seine Wirtschaft war sehr lange fast ausschließlich agrarisch gewesen. Klasse - 4. Im April 1895 musste das Reich der Mitte auf Koreas Tributzahlungen ebenso verzichten wie auf die Insel Taiwan. In welchen anderen Formen zeigte sich die verstärkte Globalisierung um die Jahrhundertwende? Andererseits hatten Kritiker seit dem Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900) auf die Schattenseiten des Fortschritts hingewiesen. Geschickt haben sie den Boom nach dem Bürgerkrieg genutzt, um sich gigantische Vermögen zu erwirtschaften, zunächst im Eisenbahngeschäft, später auch in anderen Bereichen. Österreichische Künstler wurden an deutschen Theatern oder Opernhäusern engagiert, Professoren aus Deutschland nach Wien oder Prag berufen. Fünftens verbreitete sich in den Jahren vor Kriegsbeginn in der europäischen Öffentlichkeit eine eigentümliche Stimmung, die man „heroischen Fatalismus“ nennen könnte: die Überzeugung, dass in einer immer komplizierter werdenden Welt durch Krieg eine gewisse Klärung und Vereinfachung der Verhältnisse herbeizuführen sei. [...] Allerdings: Dass die Verlängerung des Tages durch das elektrische Licht den menschlichen Biorhythmus beeinflusst, sei heute erwiesen, so Joachim Radkau. Der Liberalismus war vielerorts, besonders ausgeprägt in Deutschland, zu einem nationalen Liberalismus geworden, der durch bürgerliche Reformen den Nationalstaat zu stärken beabsichtigte. 2010) wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Mit monarchischer Rückendeckung hatte der Reichskanzler einen immensen Handlungsspielraum. So wurde Petroleum zum dynamischesten Sektor in Texas und Oklahoma. Während desselben Zeitraums verließen ungefähr 42 bis 48 Millionen Inder und Südchinesen ihre dicht bevölkerten Heimatländer und suchten Arbeit in Südostasien (die Inder in Burma, die Chinesen in Indonesien), Afrika, der Karibik oder dem Westen der USA. [...] Aus: Saturday Review v. 11.9.1897, zit. Nur auf diese Weise ließ sich der riesige Kontinent mit relativ wenig europäischem Personal unter Kontrolle halten. In der politischen Geschichte bedeutete der Sturz Bismarcks 1890 einen Einschnitt. Schulkinder in Garnisonsstädten sangen Kriegslieder und marschierten auf den Spielplätzen. Es gab noch nicht einmal ein gesamtstaatliches Parlament. [...] Die frühe Kolonialwirtschaft [...] war ein Konzessionssystem, an dem sich vor allem große Kolonialgesellschaften beteiligten. Was machte den Balken vor 1914 zu einem gefährlichen ... - Gutefrage Eine weitere neue Tendenz war die Nutzung von Erdöl in Ergänzung zur Kohle. Ein Heer japanischer Konsultanten und koreanischer Helfer schickte einen Reformentwurf nach dem anderen zur Unterzeichnung an König Kojong. Nach dem Sieg der „kleindeutschen“ Nationslösung auf dem Schlachtfeld von Königgrätz 1866 reformierte sich die Habsburgermonarchie. Nur außerordentliche Produktivitätszuwächse im agrarischen Bereich machten es möglich, eine dank hoher Geburtenraten und immenser Einwanderung schnell wachsende Bevölkerung zu ernähren und zugleich Arbeitskräfte für die Industrie und den Dienstleistungssektor freizusetzen. Die christliche Mission war ein fester Bestandteil der europäischen Präsenz. Andererseits war die Mission dort problematisch, wo sie Afrikaner zwangsweise ihren einheimischen Traditionen entfremdete, wo sie Familien trennte und Wohlfahrtsleistungen nur im Tausch für Bekehrung anbot. Dass nun ein Heer von Verkäufern entstand, geht wiederum auf das Auftreten von Warenhäusern in den großen Städten zurück. Es drehte sich aber nur sekundär um Territorien, wichtiger waren Sonderrechte („Konzessionen“), welche die chinesische Regierung zur Anlage von Eisenbahnen oder zum Betrieb von Bergwerken vergab. Selbst wenn die schlimmsten Slums beseitigt wurden, traten an ihre Stelle keine staatlichen Programme des „sozialen Wohnungsbaus“. rechts.) Im 19. Obwohl Korea seine Neutralität erklärt hatte, besetzten japanische Truppen das Land und bauten Bahnlinien für den Krieg gegen das Zarenreich. Bismarck betrieb während seiner gesamten Kanzlerschaft Außenpolitik als Chefsache. Weniger auffällig verlief der Ausbau des Interventionsstaates, bei dem Deutschland anderen europäischen Ländern vorauseilte. Das ist zu bedauern, läßt sich aber nicht ändern. Jahrhundert zurück; zum anderen wurden einige Teile Asiens vor 1914 keiner europäischen Kolonialherrschaft unterworfen. Das Reich eignete sich mehrere Kolonien in Afrika an: Togo und Kamerun in Westafrika, Namibia (Südwestafrika) und große Teile des heutigen Tansania in Ostafrika. und bearb. Europäisches Bündnissystem vor dem Ersten Weltkrieg Dieses hohe Maß an wirtschaftlicher Integration steht nur scheinbar im Widerspruch zu einem immer lautstarker werdenden Nationalismus. Wie groß das Gewicht des Exports für Deutschland bis 1913 geworden war, zeigt sich daran, dass er damals 12,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachte, geringfügig weniger als bei Großbritannien (14,7 Prozent), deutlich mehr als bei Frankreich (6,0 Prozent), Österreich-Ungarn (5,2 Prozent) und den USA (4,1 Prozent). Das Habsburgerreich, in dem die Sprachgruppe der Deutschen 1910 weniger als ein Viertel der Gesamtbevölkerung ausmachte, wurde dezentraler organisiert. Burma und Vietnam wiederum dienten als Reiskammern für große Teile Asiens. nach: William L. Langer, The Diplomacy of Imperialism 1890-1902, New York 1935, S. 437 Bernhard von Bülow, [...] zu dieser Zeit [...] Außenminister [...] und später, von 1900 bis 1909 [...] Reichskanzler [...] 1916 in der Rückschau auf diesen Artikel [...]: Im Herbste 1897, wenige Wochen nach meiner Übernahme der Geschäfte des Auswärtigen Amtes, brachte die „Saturday Review“ jenen berühmten Artikel, der in der Erklärung gipfelte, daß, wenn Deutschland morgen aus der Welt vertilgt würde, es übermorgen keinen Engländer gäbe, der nicht um so reicher sein würde, und der mit den Worten schloß: „Germaniam esse delendam“. Die Abwesenheit von Revolutionen ist ein sehr grobes Kriterium für den Grad sozialer und politischer Harmonie. Die übernational organisierte Katholische Kirche, die in der Mitte des 19. Mit den Eisenbahnnetzen fängt es an, viele andere Branchen folgen. Dieser heroische Fatalismus fand, sechstens, einen besonderen Nährboden in Vorstellungen von einem „Rassenkampf“, die über einen konventionellen Nationalismus hinausgingen. Trotzdem bildete sich in Deutschland eine politisch aufmerksame und selbstbewusste Arbeiterschaft heraus, die besser organisiert war als überall sonst auf dem europäischen Kontinent und die der herrschenden Ordnung keineswegs in kompromissloser Feindseligkeit gegenüberstand. Der außenpolitische Aufstieg der USA ergab sich mit einer Zeitverzögerung aus ihrem einzigartigen ökonomischen Gewicht. Referat: Beziehung der europäischen Großmächte 1890-1904 v. Dr. Volker Ullrich © Ernst Klett Verlag GmbH Stuttgart, 2012. Sie vertrieben fabrikmäßig hergestellte Konfektionsware, die in Konkurrenz zu den Erzeugnissen von Handwerksbetrieben trat. Sie können hier nur angedeutet werden. Während sich Deutschland diplomatisch in die Isolation manövrierte, erreichte es ein beispiellos hohes Maß an Verflechtung in internationale Währungsströme und Kommunikationszusammenhänge, etwa den grenzüberschreitenden Postverkehr. Nur Äthiopien, das 1896 einer italienischen Armee eine militärische Niederlage zugefügt hatte, und Liberia in Westafrika, seit 1847 als Zufluchtsort von Afro-Amerikanern eine unabhängige Republik, blieben von europäischer Herrschaft frei. Das Leben ist hier so ungesund, dass beispielsweise in einem Chicagoer Einwandererviertel drei von fünf Kindern während des ersten Lebensjahres sterben. Prominente wie Sir Arthur Conan Doyle engagierten sich, internationale Kommissionen und Gesellschaften, etwa die Congo Reform Association, berichteten über die „Congo-Gräuel“, Joseph Conrad hat sie in „Herz der Finsternis“ (1902) verarbeitet. Wenn es Gemeinsamkeiten gab, dann erstens die ungewöhnlich starke Ausrichtung auf dem Weltmarkt, unter anderem durch industriell verwertbare Rohstoffe wie Zinn und Kautschuk (zur Herstellung von Gummi verwendet), zweitens die wachsende Rolle, die chinesische Minderheiten im Wirtschaftsleben der Kolonien spielten. Innerhalb der folgenden zehn Jahre strömten rund 13 Millionen Landbewohner in die Großstädte und Bergbaugebiete Russlands, wo in diesen Jahren die Industrialisierung begann. Europäische Bündnissysteme | Geschichte | e-Hausaufgaben.de Probleme nationaler und imperialer Integration In der Zeit zwischen den 1880er-Jahren und dem Beginn des Ersten Weltkriegs erreichten eine ganze Reihe europäischer Staaten einen neuartigen Grad an innerer Einheitlichkeit. Burma und Malaya mit dem Hafen Singapur waren britisch, Vietnam, Laos und Kambodscha, 1887 zu einer Union Indochinoise zusammengefasst, französisch. Auf der rechten Seite des politischen Spektrums ging es nun nicht länger wie bei früheren Formen konservativen Denkens um die Verteidigung von Kirche, Monarchie und Grundbesitzerinteressen. Es ist aber erstaunlich, wie global das Weltfinanzsystem vor dem Ersten Weltkrieg geworden war. Bismarck verband strategische Ziele mit taktischer Finesse. Aufstieg und Niedergang; 1600-1947. Chancen seien daher zu nutzen, so lange noch Zeit sei. 1919, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, wurde erstmals der amerikanische Präsident, damals Woodrow Wilson, als der mächtigste Mann der Welt anerkannt, der der Friedensregelung für Europa und den Nahen Osten seinen Stempel aufdrückte. Die beiden Migrationssysteme unterschieden sich vor allem in zweierlei Hinsicht: Zum einen war im asiatischen System der Anteil derjenigen größer, die nach einigen Jahren in ihre Heimatländer zurückkehrten. März 1890 entlässt Wilhelm II. Die deutsche Sozialdemokratie hielt lange an einem rhetorischen Marxismus fest, der mit seinem verbalen Radikalismus in einem gewissen Gegensatz zur allmählichen Annäherung der Arbeiterbewegung an die wilhelminische Ordnung stand. Dennoch sorgte ihre Agitation dafür, die angebliche „Judenfrage“ im öffentlichen Bewusstsein wach zu halten. [...] Über kurz oder lang gingen alle Kolonialmächte dazu über, Konzepte zu entwickeln, die aus den Kolonien quasi ein ökonomisches Zulieferterritorium für das Mutterland machen sollten. Dimensionen – Prozesse – Epochen, 5. Sie fanden es selbstverständlich, dass der „weiße Mann“ zur Herrschaft über die „farbige Welt“ berufen sei und dass eine solche Herrschaft auch ein Glück für die Kolonisierten darstelle, die auf diese Weise „zivilisiert“ würden. „Muckraker“ – „Dreckwühler“ taufte Roosevelt sie halb verächtlich, halb liebevoll, weil sie ihre Nase immer dorthin stecken, wo im übertragenen Sinne irgendetwas faul ist. Zweitens hatte die Industrialisierung auch das Militär erfasst. Einer solchen Erschöpfung durch den Maschinenrhythmus stand wiederum eine langfristige Verbesserung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung gegenüber. Der geografische Schwerpunkt der Industrie lag im Nordosten, in Neuengland und in den Staaten südlich der Großen Seen. Bismarck seinerseits förderte die Ablenkung des außenpolitischen Interesses weg von Mitteleuropa und eignete sich nebenbei „Schutzgebiete“ für Deutschland an. Diese Mechanismen der Abhängigkeit waren wesentlich wichtiger als ein territorialer Kolonialismus. Auch hier kam es wie wenige Jahre zuvor in Afrika zu einem „scramble“, einer Balgerei unter den Großmächten, an der neben nahezu sämtlichen Westeuropäern auch Russland, die USA und Japan beteiligt waren. Zusätzlich zum Wettrüsten auf dem Lande provozierte das Deutsche Reich durch seinen Schlachtflottenbau eine Rüstungseskalation zur See, die es trotz eines enormen finanziellen Einsatzes gegenüber der dominierenden Seemacht Großbritannien nicht gewinnen konnte. Dabei verbanden sich wirtschaftliche und humanitäre Argumente. Der Nervositätsdiskurs freilich ist dezidiert ein Reservat gehobener Schichten, überwiegend des Bildungsbürgertums und zahlreicher Intellektueller, unter ihnen wiederum der musisch Begabten und künstlerisch Tätigen, die mit Hilfe von Selbstdiagnosen nicht zuletzt ihr Unbehagen an den Oberflächenphänomenen der Modernisierung abarbeiten. Zur Jahrhundertwende steigt in Europa der Wohlstand. Enger war der Beschäftigungsspielraum für Inder und Chinesen. Der Zusammenbruch des Bündnissystem Bismarcks und die ungeschickte Außenpolitik seit 1890 hatten das Deutsche Reich in eine nahezu isolierte außenpolitische Situation gebracht. Als ab 1911 eine Reihe von Entscheidungen fielen, die den Krieg realistischer machten, fehlte in den maßgebenden Führungszirkeln – letztlich wurde über den Krieg in kleinsten Gruppen an den Staatsspitzen entschieden – und in der Öffentlichkeit die moralische Kraft zum Widerstand. August 2010. vor 1914. In der Zeit des Kaiserreichs erlebte Deutschland den Durchbruch zur modernen Industriegesellschaft. Mit Soldaten, Administratoren und Kaufleuten kamen auch christliche Missionare, die in einigen Fällen als erste in unwegsame Landesteile vorstießen. Bismarcks kunstvolles Gleichgewichtssystem überdauerte seinen Schöpfer nur um kurze Zeit. Es muss dabei jedoch gesehen werden, dass die Einbindung Chinas in die Weltwirtschaft viel schwächer blieb als in den Fällen Indiens, Südostasiens oder Südafrikas. Chancen zu einer aktiven Vertrauensbildung, etwa im deutsch-britischen Verhältnis, blieben ungenutzt. In den überfüllten, winzigen Wohnungen ohne Küche oder Bad breiten sich Krankheiten wie Tuberkulose und Typhus aus, einen Arzt können sich die meisten Bewohner nicht leisten. Um die Erträge zu steigern, wurde die Kolonie von 1892 an zweigeteilt und zum großen Teil regelrecht privatisiert. Ein offener oder unterschwelliger Antisemitismus prägte auch den alltäglichen Umgang mit Juden. Bis 1907 war eine völlig neue internationale Konstellation entstanden. Sein Enkel, der junge Kaiser Wilhelm II., entließ den „Eisernen Kanzler“ im Jahre 1890. Erster Weltkrieg. Zum Zeitpunkt seiner Entlassung war die Unterstützung für Bismarck bereits prekär geworden. Auf dem Kontinent hingegen kam seit den 1860er-Jahren eine antisemitische Literatur in Umlauf, die an ältere anti-jüdische Stereotype anknüpfte, aber den Juden nicht länger ihren Mangel an Anpassung an ihre christliche Umwelt vorwarf, sondern im Gegenteil ihre erfolgreiche Integration in die Gesellschaft. Die Kluft zwischen den christlichen Konfessionen, die das frühneuzeitliche Europa innergesellschaftlich wie zwischenstaatlich entzweit hatte, war schmaler geworden, ohne verschwunden zu sein. Im außerparlamentarischen Raum formierten sich erstmals Verbände und Interessengruppen, etwa der Industrie und der Großagrarier. Aus: Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, Denkwürdigkeiten aus der Reichskanzlerzeit, hrsg. Neue Strömungen kamen auf, die einen „integralen“ oder „völkischen“ Nationalismus propagierten. 1887: Rücksicherungsvertrag: Geheimabkommen mit Russland: Neutralität bei Angriff Ö-U gegen Russland oder Frankreich gegen DE, außer wenn Deutschland Frankreich attackieren würde oder Russland Ö-U. Der Kontinent war zu arm und zu dünn besiedelt, um als Absatzmarkt für die Produkte der europäischen Industrie in Frage zu kommen. Großbritannien erleichterte die internationale Billigung seines ägyptischen Coups, indem es den Ambitionen seiner Rivalen im restlichen Afrika keine Hindernisse in den Weg legte. Als stärkste Beweggründe bleiben die Suche nach nationalem Prestigegewinn durch Kolonienerwerb, der Glaube, das „primitive“ Afrika sei ohnehin zur Spielwiese der zivilisatorisch überlegenen Europäer bestimmt, sowie eine schiere Kettenreaktion. Mit den Einzelstaaten musste er in einem föderalen System den ständigen Ausgleich suchen. Zwölf Jahre später erklärten anläßlich meines Rücktritts zwei große und nicht besonders deutschfreundliche englische Blätter, daß die Stellung Deutschlands eine größere und stärkere sei, als sie seit dem Rücktritt des Fürsten Bismarck je gewesen wäre. In dem Vierteljahrhundert zwischen Bismarcks Entlassung und dem Beginn des Ersten Weltkriegs wurden die Machtverhältnisse in Deutschland komplizierter. - bedingt durch Kolonial"besitz" - somit war Frankreich - in Afrika /Algerien etc. Nur Kolonialkriege oder Bürgerkriege konnten sich länger hinziehen. Erstens war die Wohnsituation der handarbeitenden Bevölkerung nur dort erträglich, wo ausnahmsweise patriarchalisch denkende Unternehmer eigene Arbeitersiedlungen bauten (wie Krupp in Essen oder Ernst Abbe in Jena) – selbstverständlich auch eine Möglichkeit, Kontrolle über die Arbeiterschaft auszuüben. Auf Asien entfielen 11 Prozent, auf Lateinamerika 7,6 Prozent, auf Afrika nur 3,7 Prozent des grenzüberschreitenden Handels. Primarschulen dienten dem Zweck, Staatsbürger mit elementaren Kulturtechniken und mit Qualifikationen für die Arbeitswelt auszustatten. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die neuere Geschichte Chinas, die Geschichte internationaler und interkultureller Beziehungen, Kolonialismus, Imperialismus sowie Ideengeschichte, Historiographiegeschichte und Geschichtstheorie. Das bis dahin ebenfalls spanische Kuba wurde in der Folgezeit zu einer Art von Protektorat der USA. [...] [A]ls Arbeiter in den Fabriken, als Angestellte in den Büros, [sind die Menschen mit] bisher unbekannten Anforderungen konfrontiert. Einleitung 2. Dieses Sozialversicherungssystem wurde bis zum Weltkrieg auf immer weitere Bevölkerungskreise ausgedehnt. Nach dem Ende des Sklavenhandels waren Güter wie Palmöl auch ohne Kolonisierung in den internatio-nalen Handel gelangt. Die Öffentlichkeit wurde für Politiker immer unberechenbarer. Besonders auf der politischen Rechten wurden manche des langweiligen zivilen Lebens müde und sehnten sich nach neuen Gelegenheiten zu heldischer Bewährung. Dabei gab es zwei Varianten: In einigen Fällen hatten die Gesellschaften den Auftrag, die gesamte Kolonie auf eigene Rechnung und unabhängig von der Metropole zu verwalten. Damit entstand mitten in Europa eine neue Großmacht. [...] Aus: Hermann Krätschell, Carl Peters 1856 bis 1918. Aufl., Opladen: Leske+Budrich 1996, S. 345 ff., mit freundlicher Genehmigung der Springer Science and Business Media. Ein Beitrag zur Publizistik des imperialistischen Nationalismus in Deutschland, Berlin 1959, S. 16 f. Unter dem Eindruck dieses Appells fand am 26. [...] Meine von Seiner Majestät dem Kaiser gebilligte Absicht ist, die Verantwortlichkeit für die materielle Entwicklung der Kolonie ebenso wie ihr Entstehen der Tätigkeit und dem Unternehmensgeiste unserer seefahrenden und handeltreibenden Mitbürger zu überlassen [...], und [...] den Interessenten der Kolonie zugleich das Regieren derselben im wesentlichen [zu] überlassen und ihnen nur die Möglichkeit europäischer Jurisdiktion für Europäer und desjenigen Schutzes zu gewähren, den wir ohne stehende Garnison dort leisten können ... [...] Aus: Otto von Bismarck, Die gesammelten Werke, Bd. Sie brachten durch den Kampf gegen verbliebene Reste von Sklaverei, durch Missionsschulen, medizinische Versorgung und zuweilen durch eine Verbesserung der gesellschaftlichen Stellung von Frauen wichtige Elemente der Moderne nach Afrika.